Aus der Geschichte Höhraths

Das Amt Bornefeld war im äußersten Westen vom Sengbachtal mit dem davorliegenden Edelsitz Horthrode (heute Höhrath) begrenzt. Der Sengbach war zur damaligen Zeit als "güldener Forellenbach" bekannt. Die Grenzen dieser Dorfhonnschaft waren die Freiheit Burg, die Stadtmitte (Markt/Stadtkirche) Wermelskirchen und der Sengbach.

In alten Überlieferungen wird das heutigen Höhrath erstmals im Zusammenhang mit der Erbauung von Schloß Burg in den Jahren 1118 bis 1133, welches zur damaligen Zeit Burg Berge hieß, erwähnt. Die Grafen von Berg hatten ihren vorherigen Stammsitz in Altenberg. Sie benutzten die Straße von Wermelskirchen als Transportweg. Der "Heimatweg" der Grafen führte alten Aufzeichnungen zufolge von Burg über Ritterplatz, Predigtstuhl (heute Angerscheid), Hurthrode (heute Höhrath), Hilgen und Burscheid nach Altenberg.

1217 verschenkte der Graf Adolf von Berg Höhrath an den Johanniterorden (später Johanniter-Malteser). Dies geht aus einer Schenkungsurkunde hervor. In den folgenden Jahren muß Höhrath vom Besitz der Johanniter wieder in Privatbesitz übergegangen sein. Im Jahr 1265 tauschte nämlich Engelbert von Botlenberg als Besitzer sein Gut Höhrath gegen die Güter Eyselpfahd und Winkelhausen. Winkelhausen war zur damaligen Zeit Küchenhof des Schlosses, d.h. von dort aus wurde mit Lebensmitteln und kulinarischen Köstlichkeiten für das leibliche Wohl der Schloßbewohner gesorgt.

In der Kirche zu Gerresheim (heute Düsseldorfer Stadtteil) war im Jahr 1469 eine Person aus Höhrath wachszinspflichtig, d.h. er zahlte seine Steuerschulden in Form von 1 1/2 Pfund Bienenwachs pro Jahr statt mit Geld.

Adolf VII., Graf von Berg, welcher von 1280 bis 1295 regierte, verlieh das Privilegium, wollene Tücher bzw. Decken zu machen, an Höhrather Weber "hiesiger Gemeinde" (= Gemeinde Wermelskirchen). Diese Zunftrechtsame soll Höhrath noch vor Burg an der Wupper besessen haben.

Eine Urkunde des Landesherren aus dem Jahr 1573 nennt 7 Personen auf ihren Weberhöfen, Feuer und Sohlstätten in Höhrath. Den genannten Webern wurde ein neues Privileg erteilt, Decken und Tuch zu weben und zu walken. Aus dieser Zeit sind hier in der Gegend lediglich drei Orte bekannt, an denen aufgrund der erteilten Privilegien gewebt werden durfte und zwar Höhrath, Köln und Aachen. Die Spitzenqualität lieferte Aachen, gefolgt von Köln und danach Höhrath. Nach Waldemar Specht ist Höhrath "die Wiege der Bergischen Deckenweber". Napoleon hob diese Privilegien im Jahr 1807 auf und ermöglichte somit, daß auch andere Handwerker oder Höfe ihren Lebensunterhalt mit der Tuchweberei bestreiten konnten.

In einer Steuerliste vom 21.05.1586 und in einem Hebezettel vom 24.04.1590 über Wermelskirchen wird besagt, daß 6 Höhrather Personen Steuern zahlen mußten und daß diese Personen "in guter Nahrung standen", woraus abzuleiten ist, daß es den Personen sehr gut ging.

Im Burger Lagerbuch, Abteilung Mühlenkataster (Öl- und Walkmühlen), aus dem Jahr 1690 ist die folgende Eintragung zu finden: "Es wurden von Höhrather Webern 45 Stüber als Steuern bezahlt", und zwar für die gemeinschaftlich betriebene Walkmühle.

Ebenfalls im Jahr 1898, und zwar am 15. April 1898, wurde die Wassergenossenschaft Höhrath gegründet und die Lambach-Pumpe gekauft.

Am 10. Mai 1898 beschließt der Rat der Stadt Solingen den Bau der Sengbachtalsperre, der dann von 1900 bis 1903 durchgeführt wurde.

Im Jahr 1886 wird die Firma A. Johann als erste mechanische Seidenbandweberei erwähnt. Als Arbeiter waren dort die aus Köln zugezogenen Familien Luckemeier, Frings, und Bremer tätig. Am 30. Januar 1907 brennt der Betrieb ab.

Am 14.07.1852 wurde von Johann Gottlieb Voss in Höhrath eine Kirmes veranstaltet. Die Genehmigung hierfür wurde vom Wermelskirchener Bürgermeister Gerike erteilt. Die Kirmes dauerte zu dieser Zeit 14 Tage und einige Bürger reichten eine Beschwerde wegen der Lärmbelästigung ein. Es existiert hierzu ein Briefwechsel zwischen dem Bürgermeister von Wermelskirchen und dem Landrat von Bernett aus Lennep, der besagt, daß die Kirmes in dieser Art weiterzuführen ist. Außerdem wurde eine Bürgerbefragung durchgeführt, in der sich 3/4 der Einwohner, es waren zu der Zeit insgesamt ca. 190 Personen, für die Kirmes ausgesprochen haben. Da man über die Beschwerde der anderen Bürger nicht einfach hinwegsehen wollte, wurde beschlossen, daß an Samstagen und Sonntagen keine Tanzmusik gespielt werden durfte. (Aufgrund dieser Schriftstücke aus dem Jahr 1852, die belegen, daß die Höhrather Kirmes bereits auf eine 150 Jahre alte Tradition zurückblicken kann, feiern wir in 2002 die 150-Jahrfeier.)

Am 26.02.1898 wurde der Gesangverein Frohsinn Höhrath im Vereinsregister eingetragen und wurde zum Träger der Kirmes. Mit der Eintragung ins Vereinsregister am 04.03.1899 übernahm der Theaterverein Höhrath die Ausrichtung der Kirmes. Nachfolger wurde mit der Eintragung im Jahr 1907 der Turn- und Sportverein Höhrath 07.

Bis in die jüngere Zeit hat viele Jahre hindurch in Höhrath eine Kirmes stattgefunden. Heutzutage dauert sie jeweils lediglich ein Wochenende (1. Wochenende im August). Aus alten Aufzeichnungen geht hervor, daß sehr große Mengen Reisbrei anläßlich der Kirmes zubereitet wurden; so wurden Mitte bis Ende des 19. Jahrhunderts bereits 40 bis 50 Mark pro Kirmes für Reis ausgegeben. Daher wurde die Kirmes auch nach dem ländlichen Lieblingsgericht, welches auf der Kirmes vorzugsweise bereitet und genossen wurde, benannt: "Reisbreikirmes"

Turnverein Frisch auf Höhrath

Im September 1907 beschließen 21 junge Leute im Lokal Pickard, den Turnbetrieb aufzunehmen. Am 21. Oktober 1907 erfolgt bei der Polizeiverwaltung Wermelskirchen eine Vereinseintragung unter dem Namen "Frisch auf" Höhrath - der spätere Turn- und Rasensportverein Höhrath 07 ist gegründet. Als Vereinsfarben werden rot und blau gewählt. Die erste Erwähnung der Höhrather Kirmes im Protokoll des Turnvereins erfolgte im Jahre 1910. Am 30. April 1911 findet eine Fahnenweihe mit Umzug von Höhrath über Unterwinkelhausen, Oberwinkelhausen, Stolzenberg und zurück zum Vereinslokal Pickard in Höhrath statt. Das letzte Protokoll des Turnvereins ist vom 03. Juli 1914, danach begann der 1. Weltkrieg.

Von 1916 bis zum Kriegsende nimmt sich der verwundete und vom weiteren Kriegsdienst befreite August Bremer der Turnerjugend an. Am 12. September 1920 beschließt der Verein, aufgrund des Todes der Vereinswirtin Witwe Pickard, sein Vereinslokal nach Oberwinkelhausen zu verlegen. Am 01. Mai 1921 jedoch wird der Beschluß gefaßt, nach Höhrath zurückzukehren.

Im Jahr 1923 findet die Vereinigung im allgemeinen deutschen Turnerbund und die Umstellung zum Rasensport (Leichtathletik und Handballsport) statt. Der neue Vereinswirt, Emil Friedrichs, zieht am 23. Juni 1926 in das neue Vereinslokal, welches von den Eheleuten Fr. Wilh. Pickard erbaut worden war, ein. Im gleichen Jahr wird der Höhrather Wasserturm umgebaut und vergrößert, um die Versorgung der Bauern mit Wasser zu verbessern. In den Jahren 1926 - 1927 ist der Höhrather Turnverein Bezirksmeister im Handball. Der Name "Frisch auf" Höhrath wurde im Jahre 1928 in Turn- und Rasensportverein "Tura 07 Höhrath" geändert, als die Höhrather in den Westdeutschen Spielverband aufgenommen wurden. Im Jahr 1937 schließen sich Tura Höhrath und der TSV Unterstraße zur Handball-Union zusammen. In den darauffolgenden Kriegs- und Nachkriegsjahren ruhten die Aktivitäten des Sportvereins.

Am Ende des 2. Weltkriegs mußten die Höhrather von einer Minute auf die andere ihre Häuser wegen der Zwangseinweisung russischer Zwangsarbeiter und deportierter Russen räumen. Wenn die Russen auch nur für kurze Zeit in Höhrath einquartiert waren, so hinterließen sie doch nach ihrem Abzug ein Bild der Verwüstung in Höhrath.

Am 24. November 1956 wird der Turnverein "Tura 07 Höhrath" wiederbelebt. Die Wahl des neuen Vorstandes findet am 12. Januar 1957 statt. Die neuen Satzungen des Vereins werden am 13. Juni 1959 beim Amtsgericht Wermelskirchen eingetragen. Aus den Chroniken des Sportvereins geht hervor, daß vom 01. bis 03. August 1959 ein Sommerfest stattfand - die heutige Höhrather Kirmes. In den 60er Jahren wurde der Saal der Vereinsgaststätte unbrauchbar, so daß die Kirmes einschlief.

Die alte Bruecke Das Jahr 1959 brachte einen Jahrhundertsommer hervor. Die Talsperre hatte kaum noch Wasser, so daß man in ihrer Senke die Brücke und den alten Weg nach Witzhelden, an der Walkmühle vorbei, erkennen konnte.

Im Jahr 1960 wird der neue, heute noch existierende Sportplatz gebaut. Im gleichen Jahr verläßt der letzte Brezelbäcker mit seinem weltberühmten Brezelteig-Rezept Höhrath. Das letzte Lebensmittelgeschäft in Höhrath schließt 1975, und 1976 geben die letzten Bandwirker ihre Tätigkeit in Höhrath auf.

Jahrhundertsommer in 1959

Am 15. Januar 1974 gründet sich die Bürgerintiative Höhrath, die für den Verbleib Höhraths bei Wermelskirchen kämpfen will. Leider jedoch bisher ohne Erfolg, denn am 01. Januar 1975 tritt die Gebietsreform in Kraft und gemeindet Höhrath zu Solingen ein. Die Eintragung der Bürgerinitiative Höhrath als eingetragener Verein erfolgt am 05. September 1984 im Vereinsregister der Stadt Wermelskirchen.

Im gleichen Jahr wurde am ersten Wochenende im August die Kirmes in Höhrath wiederbelebt. Getragen wird sie heute von der Dorfgemeinschaft. Ferner finden, organisiert von der Bürgerinitiative Höhrath, seit 1985 jedes Jahr ein St. Martinszug und seit 1986 jährlich eine Höhrath Rallye, das Ostereiersuchen für Kinder, sowie ein Skatturnier statt.


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Die Daten bis 1907 wurden von Herrn Gerd-Hugo Frowein zusammengestellt.
Die Daten ab 1907 beruhen auf mündlichen Überlieferungen der Dorfgemeinschaft.


Quellen: